Loading...
27.09.2008

Poor people give 100! - wir müssen die Steuer nachbezahlen

5:25 Uhr, Aufstehen, unser Agra-Tag beginnt. Das Taxi kommt pünktlich, Katrin kämpft ausgerechnet jetzt mit Durchfall. Unser Fahrer ist nett und kämpft sich durch den dichten Verkehr von Delhi. Sein einziges Manko: Er leidet unter chronischem Hupzwang. An uns fahren Tuk-Tuks mit 8 Personen, sowie Motorräder mit Frauen im Damensitz und Kind im Arm vorbei. Wir sind froh, dass wir nicht selbst fahren müssen. Als der Fahrer an der Tankstelle von uns 1000Rs haben will wird uns etwas mulmig zu Mute. Beim nächsten Stop werden wir vom Auto aus angebettelt. Das Angebot unseres Fahrers Frühstücken zu gehen nehmen wir dankend an. Für Touri-Lokal ganz okay, besonders das Cheese-Sandwich! Kurz vor Agra wird der Verkehr wieder dichter. Auf einmal biegt der Fahrer ab und wir werden zu einer Sehenswürdigkeit geschickt. Wir finden heraus, dass es sich um Agbars Gräber handelt. Da wir zur Total-Kaste gehören, müssen wir zum Eintritt auch noch Steuern bezahlen. In der Gartenanlage sind hübsche Tiere, das Grab überzeugt uns nicht: Noch während wir die Schuhe ausziehen labert uns ein Guide an, den wir nicht bestellt hatten. Er führt uns zum Grab, wo ein weiterer Inder einen Schrei ausstößt und dafür Geld verlangt: „Poor people give 100!“ - ein 10er muss reichen. Den Guide speisen wir mit einem Dollar ab: „One more, please!“ Dann der Höhepunkt: Beim Rausgehen sollen wir auch noch für den „Shoe-Service“ bezahlen. Dies verweigern wir und gehen zum Ausgang. Auch Katrin hat Bekanntschaft mit Indern gemacht, denn diese Zögern nicht lange und setzen sich direkt neben sie. Natürlich nicht ohne sie hemmungslos anzustarren. Jedes Rucksack-Öffnen hat bettelnde Kinder zur Folge. Feiner Zug vom Taxifahrer: Er weist uns darauf hin, dass der Eintritt ins Fort billiger ist, wenn man erst das Taj Mahal anschaut. Die lange Autofahrt versüßen wir uns mit der Vorstellung, wie Evelny ihr Weihnachtsgeschenk (Parfüm-Misch-Set) auspackt. Beim Taj angekommen macht uns die Hitze zu schaffen. Am Eingang eine lange Schlange. Ein Schlepper will uns zu einer kürzeren bringen, da wir hier angeblich 2,5 Stunden anstehen müssen. Wir fallen nicht darauf rein und kaufen ganz normal unser Ticket – natürlich zzgl. Steuer. Rucksäcke müssen wir auch abgeben, dafür bekommt jeder eine Flasche Wasser. Zurück zur Warteschlange; Sicherheitscheck; 20 Min später sind wir drinnen. Noch ein paar Meter, dann sehen wir das Taj Mahal vor uns. Filmen ist nicht erlaubt, außer für 25Rs, aber dann nur auf der Plattform. Das Gebäude beeindruckt uns. Beim Betreten wieder Schuhe ausziehen. Ab jetzt ist nicht mehr das Taj die Attraktion, sondern wir. In allen Kombinationen werden Fotos gemacht. Zurück zum Parkplatz gönnen wir uns ein Rikscha. Dies wird von einem schwitzenden Mann und einem Jungen geschoben, nicht gefahren. Die Abzocke geht weiter: „20 each“ bezieht sich auf einmal nicht pro Rikscha, sondern pro Person. Mittagessen gewohnt lecker. Egal was man bestellt, man bekommt immer wieder einen Topf mit Sauce. Weiter geht's zum Fort. Dort meinen wir, dass wir mit unserer Taj-Eintrittskarte rein können, doch wir müssen die Steuer nachbezahlen. Flo muss die anderen Drei zu ihrem Glück zwingen, denn die Motivation ist kaum noch vorhanden. Dafür darf er sich beim Betatschen des Security-Typen ein „nice body“ anhören. Das Fort ist eigentlich sehr schön, etwas schade, dass wir nicht mehr Zeit haben. Die Kosten für den Shoe-Service sparen wir uns, indem wir diese einfach daneben stellen. Papageien fliegen ebenso frei herum, wie ein paar Eichhörnchen ähnliche Wesen. Die örtliche Schuluniform der Kinder besteht bei den Mädchen aus einem Sari. Im Taxi können wir das Shopping-Center ablehnen. An die Nähe unserer schweißnassen Körper haben wir uns ja mittlerweile schon gewöhnt. Die Fahrt kommt uns ewig vor. Der Fahrer überholt wie ein Verrückter, während seine Hand an der Hupe festklebt. Irgendwann kaufen wir noch Masala-Chips und gefrorenes Mountain Dew. Zurück in Delhi geht Katrin zu Bett, die anderen Drei essen noch – genau: Töpfe mit Sauce im Lokal nebenan, welches durch das Schwarzlicht in etwa das Ambiente einer Großraumdisko hat. Immerhin gibt's diesmal Bier. Ab ins Bett, unsere vorletzte Nacht.