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Blogeinträge (Abteil)
Schwierig den Toast mit Stäbchen zu schmieren
Frühes Aufwachen. Frühstück im Zug für 3 Euro. Kaffee verschnitt, Ei, Tomate, Butter, Marmelade. Schwierig den Toast mit Stäbchen zu schmieren. Bahnhöfe unspektakulär. Vor der Tür bzw. in unserem Abteil Fotoshoot. Es sind Musiker, Fotographen und Informatiker, alles gleichzeitig.. Schöne Landschaft. Ewig Tagebuch schreiben. Ganz Peking muss nachgetragen werden. Der Nachmittag vergeht mit Zeitunglesen (Bildergeschichten zu chinesischen Schriftzeichen) und Spackenfotos als Beschäftigungstherapie. Flo und Evelyn sind angeblich zu laut. Uns wird mit etwas Ironie in der Stimme angetragen doch eine Polonaise durch den Zug zu machen. Andere kommen uns aber zuvor. Noch zwei Asianudelsnacks. Dann Abendessen. Alles lecker, bis auf die Ente mit dem komischen Gemüse (von der Katrin). Wir beschließen nach vier Wochen zum ersten Mal von unseren Spielen Gebrauch zu machen, doch es soll wohl nicht sein: Mit sonderbaren Gesten werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass Kartenspielen im Restaurant nicht erlaubt ist. Ob Spielen nur während des Essens, während des Biertrinkens, generell im Speisewagen, oder nur für Ausländer nicht gestattet ist, bleibt uns für immer ein Rätsel. Fakt ist jedoch, dass am Vortag seelenruhig gespielt wurde. Die fotographierende Informatikertruppe wird zunächst auch vom Musik machen aufgehalten, darf dann aber doch spielen. Wir ziehen uns leicht genervt ins Abteil zurück und diskutieren über Schauspieler und ob Evelyn an ihre Mückenstiche hinkratzen darf. Schließlich überlegen wir noch wieviel Geld wir in der Rente wohl brauchen werden und gehen ins Bett.
Mongolian soup very good
Morgens um 7. Der Fahrer ist schon da. Große Erleichterung. Endlich trockene Wäsche einsammeln und gaaanz leise, mucksmäuschenstill den Wäscheständer so zusammenlegen, dass das ganze Haus aufwacht. Die Cousine von Frau Ich-lächle-nicht-spreche-monoton-und-bin-aber-eigentlich-ganz-nett stellt uns ein paar Frischkäseecken zum Frühstück hin, dann geht's ab durch's leere UB zum Bahnhof. Wir betreten den Zug gemeinsam mit ein paar vermutlich Dänischen Schnapsleichen. Fahrt durch grüne Hügel. Evelyn muss vom Fahrtwind weinen. Beim nächsten Halt ergattert Steve am Bahnsteig zwei Flaschen Wasser für 5000T (=3 €), was sich später als Nepp Teil I herausstellen sollte. Der Zug gefällt uns besser als seine Vorgänger, sogar das Fenster lässt sich leicht öffnen. Wir sind umgeben von Deutschen, welche anscheinend ein anderes Reiseziel als wir verfolgen: Während wir im Zug nach China sitzen, freuen sich unsere Nachbarn auf „Schiena“. Nach den gewohnten Nudelsnacks und Käsebroten machen wir uns auf den Weg in den mongolischen Speisewagen, um unsere letzten Tukrig los zu werden. Von der Schönheit des Wagons überrascht werden wir vom zackigen Kellner noch vor dem Hinsetzen gefragt: „Lunch?“ - Wir: „Ja.“ Nach dem Setzen „Beer, Juice, Water?“. Dann „Lunch is salad, soup, beefsteak, dessert“. Wir fragen vorsichtig nach dem Preis und sind geschockt: 30000T. Das ist ein bisschen mehr als unsere „letzten“ Tugrik. Egal. Wir waren davor so sparsam. Gespannt warten wir, wie es den nächsten Gästen ergeht. Aber die sind fui gscheida und lassen sich die Karte bringen. Aber „Mongolian soup very good“ und Arm tätscheln bzw. salutieren machen alles wieder wett.
Mit zinnober / Spiegelei und alten Tagebucheinträgen vertreiben wir uns die Zeit.
Ausreise verläuft stressfrei. Allerdings bleibt die Frage ungeklärt, wer für die Gleise bis zur Wartungshalle zuständig ist. Durch lautes Rotzen und Spucken merken wir, dass wir chinesisches Land erreicht haben. Die Zoll- und Passkontrolle ist leicht chaotisch: Zunächst sammelt ein sehr freundlicher Chinese unsere Pässe und Einreisekarten ein. Die Frau die die Zollerklärungen einsammeln will, weiß nicht, was sie will: Obwohl wir nichts zu verzollen haben, will sie unsere Zettel haben, denn „sie hat Zeit“. Dann hektisches Einsammeln halb- und gar nicht ausgefüllter Erklärungen, Begutachten unserer Reiselektüren, Aufmachen von Evelyns Rucksack – dann aber doch nicht. Kurz darauf müssen Evelyn und Steve ihre Rucksäcke öffnen, aber nicht ausräumen. Wenig später halten wir unsere Pässe wieder in den Händen und fahren in die Werkshalle ein. Alle Waggons werden einzeln angehoben und umgespurt. Kurz vor Mitternacht stehen wir in Erlian am Bahnhof bei Vollbeschallung und müssen eine weitere Stunde auf die Weiterfahrt warten. Evelyn bekommt von all dem nichts mit, Katrin liest und Steve und Flo verputzen noch ein Mars mit Wodka, dann Betten beziehen, erlösender Klogang und schließlich schlafen wir zum letzten Mal in der Transsib ein.
Wir sind das deutsche Abteil
Mittlerweile sind wir zugbekannt. Das deutsche Abteil. => Der Weg dorthin war lang. Wir wollten in den Speisewagen. Auf dem Weg dorthin wurden Flo und Stevie aufgehalten und mit zu den Australiern ins letzte Wagerl mitgenommen. Dort gab's neben einem guten Ausblick auch den ersten Wodka. Mit Pickle. Wir treffen Steve und Katie (Australien), Jan und Moritz (Deutschland), Andreas (Wales). Ab in den Speisewagen. Am Nebentisch sitzen Simon und Britta (Holland). Die Beiden brachten auch die Idee auf „let's get hammer drunk“. Die Wodkaflasche für 400 Rubel war gleich bestellt. Katrin schenkt gut ein. Der Anfang vom Ende. Zwischenstop in Novosibirsk. Kalt. Und wir müssen auf's Klo. Danach waren natürlich alles besetzt. Ich quetsch mich zwischen die Koreaner rein. Alle unterhalten sich mit irgendwem. Schöner, langer Abend. Sehr langer Abend. Brittas Fußverletzung fordert den ersten Einsatz des Notfallkits. Weiterziehen zu Moritz und Jan. Wo sind die Jungs? Stevie im Abteil gefunden. Flo bleibt verschollen. Der Finne erzählt lustige Witze. Irgendwann gehen Katrin und Evy ins Bett und siehe da: Auch der Flo taucht wieder auf und nimmt Stevie gleich zu den Italienerinnen mit. Von Bator keine Spur. Der Russe stinkt. Ausflug auf den Bahnsteig. Hütchenklau von der Schaffnerin. Lautstark wird Richtung Abteil marschiert, das ganze unter lautstarkem Schimpfen von der Schaffnerin. Es ist hell. Hurra, alle sind an Bord geblieben. Heute lange geschlafen. Allen geht's komisch. Der Zug hat Seegang bekommen. Lunchpakete stehen beim Erwachen bereit. Essen am Bahnsteig, superlecker. Maultaschen / Fleischpflanzerl / Krautsalat. Seitdem müssen wir uns ausruhen!