Blogeinträge (Stupa)
Das “offene Bein” heben wir mit einer Bahre auf die Ladefläche, die “kaputte Hand” steigt vorne ein.
Wir ziehen los, mit ganz großen Schritten…, um zu scheitern. Tashi hat zu, die Bäckerei vorm Haus zu, Dico’s zu, also Kommando zurück zur Bäckerei auf halben Weg zu Tashi. Mit - Achtung Überraschung - süßem Brot / Gebäck kehren wir zurück ins Hotel und “frühstücken” mit einer Tasse grünen Tee im Zimmer. 9:30 Uhr: Auf geht’s zum Tashilhumpo-Kloster, dem Sitz des Penchan-Lamas. Auch wenn es “wieder ein Kloster” ist, beeindruckt es uns doch wieder, v.A. die Stupa des Pechan Lamas. Jimmy erklärt außerdem einiges über dessen mysteriöse Todesumstände und wir lernen, dass es momentan zwei Penchan Lamas in Peking gibt: Einen tibetischen und einen von den Chinesen auserwählten. Ein paar chinesische Staatsleute sind auch zu Besuch. Wir vier Deutschen sind bei den anderen deutschen Reisegruppen schon für unseren Mördertrip bekannt. Besonders Jörg aus Lüneburg beneidet uns um Kathmandu, denn seine Frau war vor 30 Jahren bereits dort. Nach dem Kloster meldet sich der Hunger zu Wort. Zwei Lokale stehen zur Auswahl, eins “wo die Touristen gern hingehen” und das tibetische, fuer das wir uns entscheiden. Jimmy bestellt für uns Nudelsuppe mit gutem Suppenfleisch, Kartoffeln und die wohl bisher besten Yak-Momos, hausgemacht! Die Getränke werden schnell von der Wirtin um die Ecke ergattert. Mit 44 Yuan wird unser 10 Euro Budget p.P. kaum berührt. Die Fahrt nach Sakya verläuft nicht ohne Zwischenfall. Wir erreichen eine Unfallstelle. Nachdem bereits eine große Menschenmenge vor Ort ist, denken wir uns erstmal nichts und packen gemütlich das Verbandszeug zur Sicherheit aus. Jimmy bildet die Vorhut und will mal nachsehen was los ist. Mit Tatütata geht’s zur Unfallstelle. Ein quer liegender LKW auf der Straße und ein etwas lädierter Landcruiser der sich den Straßengraben als Landeplatz ausgesucht hat. Die kaputte Seiten-/Vorderfront zerstört bzw. eingedrückt. Mit dem Erste-Hilfe-Set geht’s auf ins Gefecht. Der erste Patient wird schon von Jimmy aufgeschnitten - bzw. seine Hose. Irgendwo scheint Blut hervorzukommen. Unterm Knie macht sich eine klaffende Fleischwunde bemerkbar. Wir schlagen dem tibetischen Verletzten erstmal vor, sich mal besser hinzusetzen. Jimmys erster Versuch ein Loch in die Hose zu schneiden ist zu zaghaft. Die Hose muss weg. Wir bauen einen Verband um das Knie. Als wir mit dem ersten Patienten fertig sind, kommt noch einer mit einer großen Hand. Hier haben wir keine Ahnung und sprühen und verbinden mal drauf los. Anscheinend etwas rabiater. Nach gefühlten Stunden und einer völlig nutzlosen Polizei kommt ein Pick-Up für die Verletzten angefahren. Das “offene Bein” heben wir mit einer Bahre auf die Ladefläche, die “kaputte Hand” steigt vorne ein. Wir geben noch Tipps mit auf den Weg, dann ist unsere Arbeit erledigt. Ein paar Dinge / Zitate, über die wir im Nachhinein einerseits schmunzeln mussten, andererseits erschrocken waren:
- Obwohl der Unfall schon länger her war, war keine Hilfe unterwegs
- “Bring Tempos! - Nein, kein einzelnes!”
- “Den sch… Stecken brauch’mer nimmer!”
- Viele Gaffer, vom nackigen Jungern bis zum Mann mit Harke auf dem Rücken
- Die örtliche Ambulanz (=Pick-Up eines Bauern)
- “Soll ‘kaputtes Bein’ auf den Beifahrersitz oder auf die Ladefläche?”
- Der Zustand des Autos (Fahrerseite aufgerissen, LKW auf der Seite) hätte schlimmeres vermuten lassen
- “Bleibt einer beim Auto!”
- “Da is’ Saft, der enthält Zucker!’ - Wir wollten eigentlich die Wunde auswaschen…
- Als die Bahre da war wäre ‘kaputtes Bein’ beinahe an genau diesem hochgehoben worden - “Stop! We do it!”
- “Zieh an! Zieh an!”
- Nichtsnutzige Polizisten
- Rauchender Freund / LKWs die zum gaffen anhalten
Über Olympia und Tibet dürfen wir nicht sprechen
Aufstehen. Gutes Frühstück im Hotel. Überraschung: Es gibt Eier. Kaputter Toaster, Katapulttoaster, Kaffee mit Salz, die Holländerin hat gespieben (also sind wir offiziell nicht höhenkrank!). Flo und Katrin verstopfen ihr Klo. Evelyn und Flo führen die Frühstücksdiskussion fort. Kurzer Abstecher zur Travel Agency. Auf zum Potala, Voucher organisieren. („9 o'clock menget“ = main gate). Voucher bedeutet aber nicht Ticket! Wir besteigen für 2 Yuan die gegenüberliegenden Besichtigungs“stupa“. Nur um dann festzustellen, dass der Blick von dem Platz ein paar Meter weiter genauso schön ist. Dann auf zum Rundweg durch den alten Stadtteil. Wir beginnen beim Jokhan-Tempel. Upstairs. Toller Blick über die Dächer mit den Gebetsfahnen auf den Potala. Wir können uns relativ frei bewegen und bekommen auch von den Wohngebäuden einen Eindruck. Ab durch die Märkte. Yakbutter in riesigen Stücken. Fleisch auf Pappkartons, ungekühlt und mit Fliegen drauf. Mittagessen bei Tashi 2. Den Nachtisch hätten wir uns besser geschenkt, dauert ewig und Brownie gibt's nicht. Ab in die Travel Agency. Wir treffen Catherine und den Whatever (Holländer) und beschließen einen Tag länger in Lhasa zu bleiben. Ohne mehr zu zahlen. Tantra Kloster. Etwas schüchtern. Eine Nonne weist uns den Weg und fordert uns auf einzutreten. Drinnen singen (eher lauteres Murmeln) die Mönche und setzen nach einer Murmelpause gelbe Mütze auf. Die Mönche fordern uns auf weiter zu gehen und auch auf's Dach zu gehen. Viele Blumen. Alle sind sehr freundlich. Keine Touristen. 2. Kloster, winzig klein / ein Raum trotzdem FIXME. Kleine Jungs davor wollen erst ein Foto und verstreuen sich dann in alle Windrichtungen. Shambla-Haus / Enge Gassen / Billardviertel. Das Orakel finden wir nicht. Muslimen-Viertel. Nonnenkloster (30 Yuan!): Eine freundliche Nonne öffnet für uns einen Raum im ersten Stock, dann lässt sie sich von Katrin in den 2. Stock helfen und wir werden dafür in ihr Privatquartier geführt. Zimmer beeindruckend. Sehr gemütlich. Mit Hausaltar und eigenem Kühlschrank. Vor der Tür trocknet die Unterhose. Wir bekommen Süßigkeiten. Im Klostercafe werden wir von einer tibetischen Familie zum Tee eingeladen. Die Frau spricht gut Englisch, hat in Indien studiert. Sie kommt oft zweimal täglich in das Café. Über Olympia und Tibet dürfen wir nicht sprechen. Man merkt wie angespannt sie reagiert. Typischerweise hat sie den jüngeren Bruder ihres Mannes mitgeheiratet. Der Austausch der Email-Adressen erfolgt sehr vorsichtig. Stevie erteilt einer jungen Tibeterin Englischunterricht ( sie wird einfach von einer Nonnen an Stevie verwiesen). Perfekt. Ein Erlebnis wie man es sonst nur aus irgendwelchen Büchern kennt. An Abendessen im Tashi 1. Abendspaziergang mit chinesischer Musik und den Kitschbrunnen hätte es echt nicht gebraucht (Meinung Evelyn, Anm. d. Red.).